Der sicherste Platz im Auto für Babys und Kleinkinder

Während Judith und ich uns damals durch den Dschungel an Angeboten für Kindersitze gewühlt haben, haben wir gemerkt, dass die Wahl des richtigen Sitzplatzes mindestens genauso entscheidend ist, wie die Wahl des eigentlichen Kindersitzes.
Rein instinktiv hätten wir unser Kind irgendwo auf der Rückbank platziert. Das kennt man von den meisten Freunden und Bekannten. Aber wo genau sitzt ein Baby oder Kleinkind am sichersten im Auto?

Was ist der sicherste Sitzplatz für Kinder im Auto? Und welcher Sitzplatz ist der beste?

Nanu? Sollten beide Fragen nicht ein und dieselbe Antwort haben? Nein. Zumindest dann nicht, wenn man sich das Ganze aus dem Familien-Blickwinkel anschaut: Denn der sicherste Platz im Auto ist tatsächlich der mittlere Platz auf der Rückbank. Das hat die National Highway Traffic Safety Administration ermittelt. Im Vergleich zu anderen Sitzplätzen ist das Risiko einer tödlichen Verletzung zu erliegen, in der Mitte der Rückbank stolze 27% geringer (Artikel hierzu findet Ihr in der HAZ und im Spiegel). Mich persönlich hat diese Erkenntnis echt überrascht. Ich war ursprünglich davon ausgegangen, dass die Mitte aufgrund des fehlenden Dreipunkt-Gurtes und der Möglichkeit, bei einem Frontalaufprall direkt durchs Auto und durch die Windschutzscheibe zu fliegen, erheblich gefährlicher gewesen wäre. Wieder was gelernt!

Die Mitte ist also am sichersten. Sie ist aber für Familien ein äußerst unpraktischer Sitzplatz. In vielen Modellen lässt sich ein Kindersitz in der Mitte meist nicht besonders gut befestigen. Das liegt vor allem an den Erhöhungen in der Sitzpolsterung, die Ihr bei vielen Modellen in der Mitte der hinteren Sitzbank vorfindet. Außerdem ist es wesentlich umständlicher, ein Kind in der Mitte der Rückbank in den Kindersitz zu hieven. Macht das ein paar Monate, und Euer Rücken wird sich bei Euch bedanken.

Diesbezüglich sieht die Lage hinten rechts wesentlich besser aus, weswegen dies auch unser Favorit ist. Außerdem kommt hier ein weiterer Sicherheitsaspekt zum Tragen. Bei dieser Sitzposition steigt Euer Kind – beziehungsweise hebt Ihr Euer Kind – immer auf der Bordsteinseite und nicht auf der Fahrbahnseite in und aus dem Auto.
Ein weiterers sicherheitsrelevantes Argument besteht darin, dass Euch bei Unfällen die anderen Autofahrer statistisch gesehen am häufigsten in die Fahrerseite knallen. In diesem Fall weist die Beifahrerseite die meiste Distanz zum Einschlag auf. Fasst man die Punkte Sicherheit und Anwendung zusammen, spricht alles für den rechten Sitzplatz auf der Rückbank – und wenn man etwas nachhilft, kann man den fehlenden direkten Blickkontakt zum Kind mit einem Baby Rücksitzspiegel* wieder herstellen. Wir haben das Modell von TOPELEK* und sind damit total zufrieden.

Wenn hinten rechts doch so toll ist, dann muss vorne rechts – also der Beifahrersitz – doch eine gute Option sein, um die kleinen Passagiere sicher und praktikabel von A nach B zu transportieren. Leider ist dem nicht ganz so.

Kind auf Beifahrersitz – verboten?

Offiziell ist es erlaubt, sein Kind direkt neben sich zu platzieren. Außerdem habe ich während der Recherche zu diesem Artikel keine aussagekräftige Statistik gefunden, die davon abrät, einen Kindersitz auf dem Beifahrersitz zu installieren. Allerdings raten sämtliche Experten, wie beispielsweise der ADAC, dringend davon ab. Ein wesentlicher Grund ist die permanente Ablenkung, der Ihr als Fahrer ausgesetzt seid. Zudem kann es immer passieren, dass Euer Nachwuchs sein Spielzeug durch die Gegend pfeffert. Das hat auf dem Rücksitz weniger Konsequenzen als auf dem Beifahrersitz.
Spätestens mit Reboarder oder Kindersitz greift dann aber wegen Größe des Sitzes das Argument der Sichtbehinderung. Unser Reboarder* beispielsweise gilt als einer der sichersten überhaupt und ist dadurch recht klobig. Daher würde er die Sicht auf den rechten Außenspiegel deutlich einschränken.

Kind sitz auf Beifahrersitz und guckt aus rotem Auto
So jedenfalls sollte Euer Kind auf keinen Fall Auto fahren ©Tim Mossholder

Wir haben anfänglich die Babyschale  häufig auf dem Beifahrersitz installiert, wenn wir alleine mit dem Nachwuchs unterwegs waren. Judith und ich hatten so das Gefühl, unser neues Familienmitglied auf diese Weise besser im Blick zu haben. Auch schien uns diese Variante sicherer, als immer wieder den Blick nach hinten richten zu müssen. Das muss aber jeder selbst entscheiden. Ob wir das mit dem Wissen von heute nochmal so machen würden, wage ich allerdings zu bezweifeln.

Airbag und Kindersitz

Wenn Ihr Euch dennoch dazu entscheidet, Euren Nachwuchs vorne fahren zu lassen, müsst (!) Ihr unbedingt den Airbag ausstellen. Andernfalls kann schon ein kleiner unbedeutener Rempler Euer Kind töten, indem er den Airbag auslöst.

Ich schreibe das bewusst so deutlich. Ein auslösender Airbag ballert mit derart großer Kraft gegen den Kindersitz, dass es Eurem Kind das Genick brechen kann. Um Euch die Kräfte, die in dieser Situation freigesetzt werden, zu beschreiben, stellt Euch vor, Ihr müsstet eine normale Luftmatratze aufblasen. Jeder von Euch hat dabei sicherlich schon kurz vor dem Blutsturz gestanden und weiß, wie lange man braucht, bis das Teil prall gefüllt ist. Ein Airbag hat in etwa das gleiche Fassungsvolumen an Luft wie Eure Luftmatratze, moderne Airbags mit 120 Litern manchmal bis zu doppelt so viel. Diese 60 bis 120 Liter werden bei einem Aufprall in unter 50 Millisekunden mit Luft gefüllt. Für einen Wimpernschlag benötigt Ihr übrigens 100 Millisekunden. Diese Zahlenspiele verdeutlichen, mit welcher Wucht ein Airbag im schlimmsten Fall auf einen Kindersitz prallen kann.

Fazit

Die Rückbank ist für Kinder im Kindersitz die sicherste Wahl. Auch ein zweiter kleiner Passagier im Kindersitz fährt auf der Rückbank sicherer als vorne auf dem Beifahrersitz. Allerdings wird es dann in den meisten Autos ziemlich kuschelig. Der dritte Sitzplatz in der Mitte verkommt mit zwei Kindersitzen in fast jedem Auto zu einer reinen Gepäckablage (In welchem Auto Ihr allerdings bis zu sechs (ja, sechs!) Kindersitze auf der Rückbank unterbringen könnt, das verraten wir Euch in unserer Kategorie Familienautos. Schaut doch mal vorbei 🙂 ).

Für uns war daher schnell klar, welchen Platz unser Sohn im Auto bekommt. Er fährt mit sicherem Gefühl auf dem rechten Rücksitz. Natürlich kann ich ihm da nicht immer direkt sein Spielzeug anreichen oder etwas zu Trinken geben. Jedoch nehmen wir diesen Nachteil gerne für das Plus an Sicherheit in Kauf.

Ich hoffe, mein Artikel hat Euch geholfen und Ihr seid nun ein wenig schlauer 🙂 Ich wünsche Euch jedenfalls allzeit eine gute und sichere Fahrt mit Euren Kleinen.

Euer Sebastian

Titelbild © Photo by Tim Mossholder on Unsplash

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